Leadership und Management in Frankreich

Leadership und Management in Frankreich.

Führung – Kommunikation – Kultur

Die Beziehung der Franzosen zur Macht prägt ihre Geschichte. Schon die Landkarte widerspiegelt diesen Wert: Aus allen Himmelsrichtungen führen die meisten Autobahnen nach Paris. Die Hauptstadt wirkt wie ein Oktopus, der seine Tentakel über das ganze Land ausstreckt. Dieser Geist beeinflusst nicht zuletzt das Leadership und Management in Frankreich.

Notre Dame de Paris - Leadership und Management in Frankreich

Die französische Kultur ist ein Mosaik von Subkulturen. Der Süden gehört zur mediterranen Kultur, der Norden steht den nordeuropäischen Kulturen näher, der Westen mit der Bretagne und der Normandie ist britischer und die Region Elsass und Lothringen steht unter Einfluss der deutschen Kultur. Nichtsdestotrotz bietet das französische Volk nach aussen ein Bild in welchem Werte und Verhaltensmuster weitgehend allen Subkulturen gemeinsam sind. Die Kulturdimensionen beeinflussen auch hierzulande den Bereich Leadership und Management in Unternehmen.

Traditionelle Werte und Auffassung von Leadership.

Werte und Verhaltensmuster

Die Beziehung der Franzosen zur Macht prägt ihre Geschichte. Schon die Landkarte widerspiegelt diesen Wert: Aus allen Himmelsrichtungen führen die meisten Autobahnen nach Paris. Die Hauptstadt wirkt wie ein Oktopus, der seine Tentakel über das ganze Land ausstreckt. Die Geschichte Frankreichs wird in den Strassen von Paris mittels zahlreichen Monumenten und Statuen der grossen Persönlichkeiten erzählt, die sie geformt haben. Auch wenn sie in ihren Lebzeiten umstritten waren, bleibt bei den Franzosen eine Faszination für die ehemaligen Herrscher, ob sie Könige oder Staatspräsidenten gewesen sind. Wie die Staatspräsidenten haben Firmen-CEOs mehr Macht und Entscheidungsbefugnisse als in vielen anderen Ländern

Die französische Gesellschaft ist sehr hierarchisch nach Klassen strukturiert: ganz oben liegt die „haute bourgeoisie“, welche die reichsten Familien beinhaltet inklusive einer kleinen aristokratischen Elite, die immer noch viel Einfluss ausübt, sowie die Top-Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Dann kommt die „petite bourgeoisie“, bestehend aus Managern von Grossfirmen und Geschäftsführern aus Kleinfirmen. Dann, die „classe moyenne“ mit dem mittleren Kader von Organisationen, Lehrkräften und Ladenbesitzern. Ganz unten steht letzlich die „classe populaire“, also die Mitarbeiter mit minimalem Ausbildungsniveau (Hall, 1990, 97).

Gemäss Edward T. Hall und Geert Hofstede brauchen die Franzosen klare Strukturen und Regeln und legen zum Beispiel Wert darauf, vor Sitzungen über alle relevanten Informationen zu verfügen. Überraschungen schätzen sie nicht. Paradoxerweise heisst das aber nicht, dass sie jederzeit gewillt sind, Regeln und Gesetze zu befolgen. Viel mehr verhalten sie sich situativ, d.h. kontextabhängig

Gleichzeitig weisen die Franzosen einen hohen PDI. 'The French are strongly individualistic. This means they are not always responsive to other people’s needs [...]. In France, individuality is highly respected, and conformity is disparaged ' (Hall, 1990, S. 106). Allerdings ist in der Theorie die Kombination eines hohen Machtdistanz- mit einem hohen Individualismusindex widersprüchlich. Dies ist bei den Franzosen nicht der Fall. Wie das untenstehende Diagramm illustriert, schaffen die Franzosen den Spagat zwischen beiden Werten. Gemäss dem Hofstede Center weisen ausserdem nur Belgien und zu einem kleineren Ausmass Italien und Spanien diese Kombination auf.

Französischer Kommunikations-Stil

Die oben beschriebenen zwei Kulturdimensionen von Edward T. Hall (Machtdistanz und Individualismus) eignen sich besonders für die Analyse der französischen Pont de Paris - Leadership et management en France Kultur. Es wurde bereits erwähnt, dass die Franzosen ihre Zeit polychron gestalten, d. h., dass sie mehrere Aktivitäten gleichzeitig durchführen. Ihre Einstellung zur Dimension Zeit entspricht diesem Prinzip. Hall stellt diesbezüglich fest:

'Because they are highly polychronic, the French don’t always adhere to schedules or appointments, delivery dates, or deadlines [...]. The polychronic French also think nothing of changing plans at the last minute. This is very unsettling to most Americans and Germans, who consider such behavior irresponsible '(Hall, 1990, S. 89).

Die Franzosen kommunizieren ‚high-context‘. In ‚High-Context‘-Kulturen werden dem Gegenüber in der Kommunikation wenig Informationen geliefert. Es wird erwartet, dass der Gesprächspartner versteht, worum es geht, ohne dass man weit ausholt oder präzise Angaben zum Sachverhalt liefert. Der Ausdruck ‚comprendre à demi-mot‘ (auf Deutsch ‚verstehen mit halben Worten‘) widerspiegelt diesen Kommunikationsstil deutlich.

Leadership und Management in Frankreich

Führungs-Stil

Vorgesetzte erwarten von Untergebenen Gehorsamkeit. Im Hinblick auf die oben erwähnte Vorliebe für die Macht, ist diese Erwartung logisch, steht aber im Konflikt mit dem Individualismus. Mitarbeiter sollen grosse Machtunterschiede akzeptieren und trotzdem stark individualistisch eingestellt sein. Folgende Aussage unterstreicht diese Kollision: Im Erwachsenenalter erwarten die Franzosen von ihren Untergebenen Gehorsam, was bei einem Volk, das Wert auf Individualität legt, zu Konflikten führt (Hall, 1990, S. 107).

Kulturdimensionen Frankreich-Schweiz im Vergleich

Halls Analyse steht im Einklang mit Hofstedes Kulturdimensionen ‚Machtdistanz‘ und ‚Individualismus‘. Zusätzlich zu dem Spannungsfeld zwischen diesen zwei Dimensionen besteht auch ein Maskulinitätsindex von 48, also in der unteren Skala-Hälfte. Das bedeutet, dass französische Bürger auf dem Mittelweg stehen zwischen Leistungswille und Erfolg auf der einen Seite und Lebensqualität und ausgeglichener Verteilung der Belohnungen auf der anderen Seite. Nicht zuletzt der überaus hohe Unsicherheitsvermeidungsindex von 88 lässt keinen Raum für Zweideutigkeit offen.

Leadership und Management in Frankreich richtig gestalten

Montmartre - Leadership und Management in Frankreich Widersprüchliche Kulturdimensionen

Diese Kulturmerkmale stehen stark im Widerspruch zu den von Hofstede angegebenen Voraussetzungen für einen effektiven Einsatz vom MbO. Weder der Machtdistanz-, noch der Uncertaity-Avoidance- (zu hoch) noch der Maskulinitätsindex (zu tief) entsprechen dem von Hofstede idealen Profil für eine effiziente Anwendung des MbO. Hall schreibt diesbezüglich: 'Die Führung französischer Mitarbeiter erfordert Fingerspitzengefühl und Geschick. Kritisieren Sie niemals, behalten Sie eine lockere Haltung, berücksichtigen Sie Gefühle und Stolz. Die Franzosen sind weder natürliche Teamplayer noch Perfektionisten im Geschäftsleben, aber sie mögen Abwechslung in ihrer Arbeit und die Möglichkeit, Kreativität und Originalität zu zeigen“ (Hall, 1990, S. 133). „Vermeiden Sie vor allem die Botschaft: ‚Machen Sie es auf unsere Art‘. es wird nicht funktionieren' (Hall, 1990, S. 135)

MbO à la française

DPO (Direction par Objectifs) ist die französische Bezeichnung vom MbO. In der Hoffnung einer Demokratisierung in den Unternehmen wurde das Modell nach den 1968er-Ereignissen in DPPO (Direction Participative par Objectifs) umgetauft. Hofstede zitiert jedoch einen französischen Management-Autor, der in einer Zeitung schrieb "Französische Arbeiter und Angestellte, Manager auf niedrigerer und höherer Ebene sowie Kunden gehören alle demselben kulturellen System an, das Abhängigkeitsverhältnisse von Ebene zu Ebene aufrechterhält. Nur die Abweichler mögen dieses System wirklich nicht. Die hierarchische Struktur schützt vor Angst: Management by Objectives hingegen erzeugt Angst' (Hofstede et al., 2010).

Eric Delavallée, ein französischer Organisationsberater und Buch-Autor bedauert, dass das MbO die Leistung anhand des Resultates misst, nicht anhand der Art, wie sie erbracht wurde (Delavallée, 2006, S. 18). Dass ein Franzose die Art der Auftragserfüllung als Beurteilungskriterium hervorheben möchte, erinnert an Halls Aussage, dass für die Franzosen Perfektion im Stil liegt, nicht in den Details (Hall, 1990, S. 107).

  • Die Zielvereinbarungen sollten den Wunsch nach Freiheit in der Erfüllungsart berücksichtigen. Die vereinbarten Ziele sollten dem Mitarbeiter erlauben, möglichst viele seiner Fähigkeiten anzuwenden bzw. zu fördern. Das gilt eigentlich in allen Kulturen. Für französische Mitarbeiter gilt es bei der Umsetzung Paris, Sacre-coeur, Leadership und Management in Frankreich dieses Prinzips wenn möglich Ziele zu definieren, die eine potenzielle Kreativität des jeweiligen Mitarbeiters ausnützen und fördern. Andere Vereinbarungen könnten auf die Entwicklung von Teamgeist abzielen, da dieser bei den Franzosen durchschnittlich unter dem Level von anderen westeuropäischen Kulturen liegt. 'Because they do not respond to group pressure, they are poor ‘team players’'(Hall, 1990).
  • Französische Mitarbeitende legen Wert darauf, vom Vorgesetzten ‚gesehen‘ zu werden, sowie auf positive Feedbacks. Sie schätzen es besonders, gelobt zu werden, vor allem wenn das Lob vom ‚Patron‘ ausgesprochen wird. Hohe Wertschätzung ist angebracht, jedoch keine zu intensive Nähe. Allerdings, Mitarbeiter ziehen eine bestimmte Distanz zum Vorgesetzten vor, welche die Machtverhältnisse widerspiegelt.
  • In der Kommunikation sollten Führungskräfte vermehrt auf nonverbale Signale achten. Beim Feedback sollten Führungskräfte eine frontale Kritik vermeiden und stattdessen die Kritik als positive Botschaften gestalten.

Author: Noureddine Yous, intermedio, Jan. 2024